Den Finger in die Wunde legen!
Einen "wunden Punkt" berühren!
Alte Wunden aufreißen!


Wir kennen alle diese Redewendungen. Sie wollen auf eine wichtige, meist unangenehm schmerzliche Wahrheit hinweisen.
Beim Evangelisten Johannes (Joh 20,19-31) wird vom Apostel Thomas berichtet, dass er die Botschaft vom Auferstandenen nur glauben kann, wenn er seinen Finger in das Mal der Nägel und der Seitenwunde Jesus legt.
Für diesen Ausspruch wurde ihm für alle Ewigkeit der Stempel des "Ungläubigen Thomas" aufgedrückt.
Das ist aber auch genau die zentrale Frage an uns alle, "der wunde Punkt" des Glaubens, der Glaube an die Auferstehung der Toten.
Und davor können wir uns auch nicht drücken.
Wir feiern so selbstverständlich Ostern, aber sind wir dadurch schon frei von allen Zweifeln und Bedenken? Welchen Beweis können wir einfordern, und gibt es den überhaupt?
Da wird es konkret, da hilft kein Ausweichen oder "drum herumreden".
Es bedarf einer klaren und eindeutigen Antwort, welche mir niemand abnehmen kann, sondern ich mir selbst geben muss:
Glaube ich an den Auferstandenen, der auch mich einmal vom Tode auferwecken wird?
Thomas antwortete nach der Begegnung mit dem Auferstandenen mit dem kürzesten und klarsten Glaubensbekenntnis: "Mein Herr und mein Gott" (Joh 20,28b).
Und damit hat er die Realität des leibhaftig vor ihm stehenden Herrn bezeugt, mit dem er und die anderen Jünger vor dessen Tod so viele Glaubenserfahrungen sammeln durften. Und gleichfalls bezeugt er auch die Realität, dass Jesus sein Herr zugleich auch Gott selbst ist.
Klarer und eindeutiger kann man die Auferstehung und seinen Glauben nicht bekennen.
Aus dem "ungläubigen" Zweifler wurde ein unerschütterbarer Gläubiger.  Und was antworte ich?  
                                                       Diakon Michael Bichler