Wie könnte Soyen 

in Zukunft aussehen

 

Viele Besucher waren der Einladung der Liste zur Kommunalwahl „Ideen für Soyen“ (IFS) gestern Abend beim Dorfwirt gefolgt. Neben einer Präsentation zu einer möglichen Ortsentwicklung wurde kontrovers diskutiert, was im Ort noch nicht so gut laufe. Besonders die Besucher aus den Soyener Ortsteilen brachten hier Kritik an.

Markus Göschl von der IFS freute sich über die vielen Besucher, darunter auch einige Gemeinderäte und Altbürgermeister Karl Fischberger. Vieles sei im Rahmen der Dorfentwicklung bereits angestoßen worden. Es gehe nun darum, auch andere Blickwinkel zu sehen. „Danach sollten wir in den Austausch und die Diskussion kommen“, so Göschl.

In ihrem Vortrag erklärte Milena Hölzl von nonconform, dass neben einer nachhaltigen Ortsentwicklung ein Weiterdenken nötig sei – und zwar miteinander. Ein Ort der Zukunft solle bezahlbaren und diversen Wohnraum bieten, dem demographischen Wandel aktiv begegnen sowie Wohnraum für junge und alte Mitbürger zu schaffen, beispielsweise auch in Form von Mehrgenerationenhäusern. In einer Gemeinde der Zukunft gebe es Treffpunkte und Begegnungsflächen für Bürger, die den Austausch untereinander möglich machen und zur Stärkung der Dorfgemeinschaft beitragen. Auch eine Verbindung zwischen Tourismus und Alltag sowie eine Klimaneutralität seien wichtig. „Die Gemeinde der Zukunft steuert ihre Entwicklung aktiv und nutzt bereits vorhandene Ressourcen“, so Hölzl. Gelingen könne all dies mit dem Ansatz „Miteinander weiter denken“.

Im Anschluss konnten die Bürger Fragen stellen und sich aktiv beteiligen. Neben Milena Hölzl und Markus Göschl wurden Ernestine Singer, Martin Krieg und Rudi Schiller als Experten in die Diskussionsrunde hinzugeholt.

Ein Bürger bemängelte die nicht „sehr schön anzuschauenden“ Lagerhallen im Gewerbegebiet Graben. Außerdem sei eine Ortsmitte zwar wichtig, aber auch die Außenbereiche müssten gut erhalten werden. Es könne nicht sein, dass die Bürger ihre Wege selbst herrichten und Schlaglöcher ausbessern müssen.

Ernestine Singer schloss sich dem an. Man muss die ganze Gemeinde sehen. Ihrer Meinung nach integriere sich der „Hauptort“ nicht in die anderen Ortsteile. „Die neue Ortsmitte hat bestimmt nicht dazu beigetragen, dass Soyen zusammenwächst.“ Denn, so Singer weiter, in den Außenbereichen müssen die Leute mit der Schaufel ihre Schlaglöcher schließen.

Gemeinderat Ludwig Maier erklärte, dass die Planungen für die Ortsmitte über Wahlperioden hinweg gelaufen seien. Es wurde ein Arbeitskreis gegründet, dem sich auch die Bürger anschließen konnten. Schön wäre es gewesen, wenn die Veranstaltung für eine Gemeinde der Zukunft zusammen mit allen in Soyen antretenden Listen gemacht worden wäre.

Hierzu erklärte Markus Göschl, dass, gerade im Blick auf die kommende Kommunalwahl, ein gewisser Konkurrenzkampf nicht schade. Wichtig sei es, an einem Strang zu ziehen. „Die Gemeinde soll vorwärts kommen“. Natürlich sei ein Gewerbegebiet vor dem eigenen Wohnhaus nicht gut, aber Gewerbe sei sehr wichtig, auch um die Bürger zu entlasten.

Rudi Schiller ergänzte, dass es sich bei Graben seiner Meinung nach um kein richtiges Gewerbegebiet handele. „Das sind Lagerhallen“. Problem seien die fehlenden Betriebsleiterwohnungen, so wie es derzeit sei, bringe man keine Firmen nach Soyen.

Alt-Bürgermeister Karl Fischberger berichtete von den Schwierigkeiten, die es gegeben habe, bis es überhaupt zum Gewerbegebiet Graben gekommen sei. Es habe viele Bewerber gegeben, doch dann wurde durch den Naturschutz eine Inbetriebnahme fünf Jahre blockiert, danach kam Corona und alle Bewerber seien abgesprungen. Förderprogramme wurden gestrichen. „Es ist nicht immer alles so einfach und es sind nicht immer nur die Alten schuld“, so Fischberger.

Hierzu fügte Martin Krieg an, dass es wichtig sei, in die Zukunft zu schauen und altes hinter sich zu lassen. „Es ist, wie es ist. Vieles im Ort ist bereits gut, vieles aber auch nicht“.

Dem schloss sich ein Bürger an. Man müsse in die Zukunft schauen. Soyen bestehe nicht nur aus dem Ortskern. Es wäre gut, noch mehr Anlaufstellen außerhalb zu haben, als Beispiel nannte er den Wirt z´Rieden.

„Für mich ist mit Soyen eigentlich immer die ganze Gemeinde gemeint, nicht nur die Ortsmitte“, sagte die Zweite Bürgermeisterin Afra Zantner. Die Gemeindeverwaltung sowie der Gemeinderat arbeiten immer transparent. Auch über die Strukturplanung im Schlicht und Rieden wurde unter anderem im „Soyener Bürgerblatt“ berichtet, das jeder Bürger erhalte. Auch gebe es die Möglichkeit, die Bürger-Viertelstunde im Rahmen der Gemeinderatssitzung zu besuchen oder im Rathaus vorbeizukommen.

Unterschiedlich wurde auch die Idee von Mehrgenerationenhäusern gesehen. Dass die älteren Bürger den jüngeren helfen, sei grundsätzlich eine gute Idee, so Rudi Schiller. „Aber so was kann man nicht vorgeben, das muss sich entwickeln.“ Afra Zantner ergänzte, dass es bei solchen Projekten sehr wichtig sei, die Bürger von Anfang an mitzunehmen. Dies sei eine große Herausforderung. Auch sei zu bedenken, dass nicht jeder so eine Wohnform bevorzuge.

Im Anschluss an die Diskussion dankte Markus Göschl allen, die gekommen waren. „Wir haben die Möglichkeit, zu gestalten und mitzuwirken“. Eine „bayerische Streitkultur“, wie sie bei der Diskussion aufgekommen sei, dürfe dabei nicht fehlen. Wichtig sei, dass man vorwärts komme. „Jeder soll in Soyen das finden, was er sucht.“

Tanja Geidobler