Tag der Hängematte –
Interview mit Kristin Mahler
Die Bayerische Gartenakademie betreibt schon fast 40 Jahre das Gartentelefon, die Gartenhotline für alle, die gerne in ihrer Freizeit gärtnern. Der Tag der Hängematte am 22. Juli, ist Anlass, ein
Gespräch mit Kristin Mahler,(Mitarbeiterin der Bayerischen Gartenakademie) der neuen Mitarbeiterin am Gartentelefon, zu führen.
Von der Hängematte aus ist der Blickwinkel in den Garten ein anderer. Man kann beobachten, entdecken und staunen. Sie ist aber auch Symbol für Entspannung und Ruhe.
Neue Stimme am Gartentelefon
Das Gartentelefon ist eine bewährte Einrichtung. Schon seit 1987 werden Freizeitgärtnerinnen und Freizeitgärtner telefonisch beraten; es ist fester Bestandteil des Angebots der Bayerische
Gartenakademie. Seit Mai 2025 ist Kristin Mahler an der Bayerischen Gartenakademie beschäftigt. Die Gartenbautechnikerin ist jedoch schon seit 2020 an der LWG im Außenbetrieb „Stutel“ angestellt,
wo sie auch weiterhin Aufgaben wahrnimmt. Die Arbeitsbereiche der Biodiversität und Vielfalt im Garten sowie die Betreuung der Sichtungsversuche im Bereich Gehölze fließen wertbringend in die
neuen Aufgaben an der Gartenakademie ein. Frau Mahler ist hauptsächlich in der Beratung der Freizeitgärtner am Gartentelefon und per Mail tätig. Die Sammlung und Verwaltung des Bildmaterials,
Führungen und Vorträge gehören ebenso dazu wie das Verfassen und Verändern von Infoschriften und Merkblättern rund um das Thema Garten.
Garteninterview in der Hängematte
Jeder hat andere Erinnerungen an einen Garten. Manche bleiben dadurch auch der „grünen Branche“ treu. Was bedeutet der Garten für Sie Frau Mahler?
Garten ist für mich eine Kindheitserinnerung mit meiner Oma. Ich bin auf dem Land groß geworden und meine Oma hatte einen sehr großen Selbstversorger-Garten. Dort gab es von Beeren und Baumobst
über Gemüse und Kräuter alles, was es braucht. Unter den Kirschbäumen hatten die Hühner ihren Platz, damit die Kirschen nicht allzu madig sind. Darum war die Entscheidung für eine Ausbildung im
grünen Beruf für mich auch nicht allzu schwierig. Es gibt den Duft von Flieder, den ich schon seit Jahrzehnten in der Nase habe und der mich immer wieder aufs Neue begeistert. Auch finde ich das
Zusammenspiel in der Natur sehr interessant, wovon wir sehr viel lernen können.
Der Blick von der Hängematte in den Garten ist oft ein anderer. Was finden Sie im Schaugarten der Bayerischen Gartenakademie am spannendsten?
Im Gemüsegarten stehen in diesem Jahr alte und neu Gemüsesorten nebeneinander, was gerade bei Möhren und Tomaten sehr interessant ist. Und vor allem spiegelt es die Vielfalt wider, die es bei
vielen Kulturen gibt. Besonders gut finde ich auch den Aspekt der Biodiversität im Garten mit den Beet-Umpflanzungen aus unterschiedlichsten Pflanzenarten. Von dauertragenden Monatserdbeeren und
Kräutern über Stauden und auch Süßkartoffeln ist alles dabei. Damit ist es möglich eine Vielzahl nützlicher Insekten in den Garten zu locken. Durch die verschiedenen Düfte und Farben wirkt alles
viel einladender und bunter, das Auge gärtnert auch mit. Der Schaugarten bietet Biodiversität in einer sehr schönen Form und durch Nützlingshilfen für Wildbienen und Vögel bekommt der er den
letzten Schliff.
Gartenpflanzen sind nicht nur für das Auge da. Sie lassen sich vielfältig nutzen. Frau Mahler, was machen Sie damit?
Vor vielen Jahren habe ich in meiner Freizeit begonnen mit Pflanzen zu färben, wie es schon seit Jahrhunderten gemacht wird. Hierbei gibt es einen Unterschied, ob es einfach nur das Färben mit
Pflanzen ist, die gerade da sind, oder mit Pflanzen, die es zum historischen Zeitpunkt in Europa gegeben hat. Eine Färbung mit roten Zwiebelschalen oder mit Blättern der Blutpflaume ergibt ein
hübsches Grün; wenn es jedoch historisch sein soll, dann färbe ich mit Mispelblättern, Salbei, Walnussschalen oder Brennnesseln. Auch beschäftige ich mit der Verwendung der einzelnen Heilpflanzen
aus der Historie bis jetzt, da es heißt „Gegen alles ist ein Kraut gewachsen“. Das stimmt nicht ganz, denn nicht alles kann ich mit reiner Heilpflanzenmedizin lindern, aber viele einfache Dinge
wie Fiebersenken oder Hustenlösen funktionieren mit Heilpflanzen recht gut.
Sie betonen die Artenvielfalt im Garten. Auf der Internetseite der Gartenakademie taucht ein neuer Begriff auf: „Multispecies Gardening“. Das hört sich interessant an, was ist
das?
„Zukunft pflanzen. Gärtnern mit vielen Arten im Anthropozän“ lautet der Titel eines Projektes des Lehrstuhls Europäische Ethnologie/Empirische Kulturwissenschaft der Universität Würzburg.
Gefördert von der Volkswagenstiftung läuft dieses Projekt bis 2030. Die Bayerische Gartenakademie mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist Praxispartnerin. Die Kernfrage ist „Wie verändert
sich das Gärtnern unter Bedingungen der heutigen Zeit?“ Gärten sind Orte von zentraler Bedeutung und erleben einen stetigen Wandel. Doch wie sieht das Zusammenleben und Zusammenwirken von
Menschen mit Pflanzen und verschiedenen Tieren aus? Um diese Frage zu klären, werden engagierte Gärtnerinnen und Gärtner gesucht, die mit der Forschungsgruppe Gedanken über den Garten austauschen
möchten.
„Zukunft pflanzen. Gärtnern mit vielen Arten im Anthropozän“ - Multispecies Gardening
Vielen Dank Frau Mahler für das Interview. Viel Spaß bei Ihrem neuen Arbeitsbereich in der Bayerischen Gartenakademie!