Das Soyensee-Kraftwerk
Bau und Inbetriebnahme 1923
Am 11. Oktober 1921 begannen die Bauarbeiten am Soyensee-Kraftwerk nach den Plänen des Ingenieurs Hallinger aus München unter der Leitung des Bauführers Karrer. Ziel war die Errichtung eines
Wasserkraftwerks zur Energiegewinnung aus dem Nasenbach, einem Nebenfluss, der bislang an Soyen vorbei Richtung Mühlthal floss.
Ein zentrales Element des Projekts war der Bau eines 2170 Meter langen Stollens mit einem Höhengefälle von 50 Metern. Dieser Stollen wurde gleichzeitig von zwei Seiten aus gegraben: von Soyen und
von Vorderleiten – also aus entgegengesetzten Richtungen. Trotz der enormen technischen Herausforderung trafen sich die beiden Bautrupps am 6. Mai 1923 punktgenau tief unter der Erde in geplanter
Richtung – ein bemerkenswerter Erfolg für die Ingenieurskunst jener Zeit.
Nach Abschluss der Arbeiten wurde am 15. Dezember 1923 der Nasenbach in den neu geschaffenen Soyensee eingeleitet. Damit konnte der Stollen geflutet und das Kraftwerkshaus in Vorderleiten in
Betrieb genommen werden. Das Wasserkraftwerk begann fortan mit der Stromproduktion.
Die Umleitung des Nasenbachs hatte allerdings auch Folgen für bestehende Mühlenbetriebe in der Region. Die Grafmühl, Mittermühle und Birkmühle, die zuvor durch die Wasserkraft des Nasenbachs
betrieben wurden, verloren ihre Energiequelle. Diese Betriebe wurden im Gegenzug durch Stromlieferverträge entschädigt.
Das Soyensee-Kraftwerk stellt ein historisches Beispiel für technische Innovation und die Nutzung erneuerbarer Energien dar – mit weitreichenden wirtschaftlichen und infrastrukturellen
Auswirkungen für die Region.