„Besonderer Augenblick
im Stadtarchiv“
Das Lebenswerk des Soyener Heimatforschers Timotheus Winkler wird künftig in Wasserburg aufbewahrt. Ein „absoluter Schatz“ ist auf Wunsch der Gemeinde Soyen nun dem Wasserburger Stadtarchiv
anvertraut worden. Es geht um den Forschungsnachlass des Soyener Heimatforschers Timotheus Winkler, den seine Enkel Timotheus und Johannes Winkler damit in die öffentliche Hand legen.
Im Beisein von Soyens Bürgermeister Thomas Weber und Gemeinderat Dr. Hans Hinterberger sowie Stadtarchivar Matthias Haupt dankte Bürgermeister Michael Kölbl heute Johannes und Timotheus Winkler
sowie Dr. Karl Knauer für diesen doch „besonderen Augenblick im Stadtarchiv“.
Dem Dank schloss sich Soyens Bürgermeister Thomas Weber an. Die Aufbewahrung im Stadtarchiv sei für die Bücher eine bessere und schönere Heimat als in Soyen im Archiv.
„Nichts ist oft unbekannter als das Nächstliegende“ – mit diesen Worten leitet Timotheus Winkler einen seiner in deutscher Handschrift verfassten Bände zur Heimatgeschichte ein. Winkler,
eigentlich ein Schneidermeister, hat in seinem Leben (1886 bis 1978) enorme Arbeit geleistet, um dieses naheliegende „Unbekannte“ bekannter zu machen.
Seine Forschungen konzentrieren sich auf das Gebiet der heutigen Gemeinde Soyen, führen zurück zu den heute verschwundenen Burgen in Hohenburg und Königswart am Inn, behandeln die Geschichte der
Kirchen ebenso wie die politische und wirtschaftliche Entwicklung durch die Jahrhunderte bis in die Nachkriegszeit.
Viele Fotos und Skizzen illustrieren die Texte. Besonders kunstvoll ist ein „Ehrenbuch der Gefallenen“ gestaltet, das sämtliche Kriegsteilnehmer der Gemeinden Soyen, Schlicht und Schleefeld bis
zurück in die Zeit der napoleonischen Kriege aufführt.
Das Kernstück dürften allerdings Winklers umfangreiche Aufzeichnungen zur Hof- und Familiengeschichte fast sämtlicher Anwesen in und um Soyen sein. Über Generationen zurück sind hier die Namen
von Hofinhabern, Ehepartnern und Kindern akribisch verzeichnet und teils mit biographischen Hinweisen versehen.
1961 wurde Timotheus Winkler das Bundesverdienstkreuz verliehen, 1968 folgte die Ernennung zum Ehrenbürger Soyens. Sein Sohn, ebenfalls ein Timotheus, hat die Aufzeichnungen stellenweise noch
über den Tod des Vaters fortgeführt. Für den Enkel Johannes Winkler war es jetzt an der Zeit, eine zukunftsträchtige Lösung für den Nachlass des Großvaters zu finden: „Wir wohnen inzwischen
außerhalb der Gemeinde Soyen, bei unseren Kindern geht der Bezug verloren. Insofern ist das jetzt eine geniale Geschichte, das irgendwo weiterzugeben. Eine geschickte Lösung.“
Schon lange gab es in Soyen immer wieder den Gedanken, dass Winklers Werk sicher bewahrt werden müsste. Auf die Initiative der Soyener Dr. Karl Knauer und Leo Kripper kam in den vergangen Monaten
Schwung in die Sache. Sie standen in Kontakt zu Timotheus Winklers Nachfahren und baten schließlich den Historiker und Soyener Gemeinderat Dr. Hans Hinterberger um Vorschläge und Vermittlung mit
dem Soyener Rathaus.
Am Ende stand bei allen Beteiligten eine Überzeugung: Eine wirklich angemessene Würdigung von Winklers Werk wäre die Aufbewahrung und Betreuung in einem professionellen historischen Archiv, so
wie das Wasserburger Stadtarchiv eines ist. Stadtarchivar Matthias Haupt zeigte sich hocherfreut, wie geordnet der Nachlass, den Dr. Karl Knauer bereits im Vorfeld digitalisiert und mit einer
Inhaltsübersicht versehen hatte, übergeben wurde. „Ich kann sagen, dass ich noch niemals einen Bestand übernommen habe, der schon so gut erschlossen war.“, so Haupt. „So etwas gab es noch
nicht.“
„Da sind Geschichten über die ersten Fischer am Soyensee drin, die als Hohenburger Untertanen den Auftrag hatten, gute Fische und Krebse für das Schloss zu fangen.“, erklärt Dr. Karl Knauer, den
die Aufzeichnungen seit Jahren faszinieren.
Auch für Wasserburg ist der Nachlass interessant. Nicht nur weil er das Umland der Stadt dokumentiert, sondern auch, weil sich immer wieder Bezüge zur Stadt ergeben. „Wie sich der Stadtschreiber
Heiserer von Wasserburg 1845 in Soyen ein Haus baute“, lautet die Überschrift über einem der unzähligen Artikel, „Öffentliche Justiz in Wasserburg 1827“ ein anderes. Bürgermeister Michael Kölbl
bedankte sich bei allen Beteiligten: „Eine schöne, runde Sache und eine Grundlage für weitere Forschungen in unserem Stadtarchiv.“ Der Nachlass Winkler steht dort künftig für Heimat- und
Familienforschung zur Verfügung.
Dr. Hans Hinterberger / Tanja Geidobler