„Soyen soll lebenswert bleiben“
Thomas Weber zu seinen Zielen
und einer zweiten Amtszeit
Die Kommunalwahl steht vor der Tür – am 8. März werden im Altlandkreis neue Bürgermeister und Gemeinderäte gewählt. Soyens Bürgermeister Thomas Weber wird erneut kandidieren. Im Gespräch mit
Tanja geidobler berichtet er über seine Ziele und die Herausforderungen des Amtes.
„Die Überlegung, nicht nochmal anzutreten, gab es eigentlich gar nicht, es stand außer Diskussion“, so Weber. Das Bürgermeisteramt sei trotz aller Widrigkeiten, die es naturgemäß mit sich bringe,
für ihn nach wie vor eine hochinteressante Aufgabe, derer er sich sehr gerne annehme.
Besonders wichtig für diese Aufgabe sei, so Weber, eine persönliche positive Motivation, sich den täglich neu hinzukommenden Herausforderungen stellen zu wollen. Spannend seien unter anderem die
Vielfältigkeit der Themen sowie die sichtbaren Ergebnisse, oft nach langen Planungsphasen und Vorbereitungen.
Wie in jedem anderen Beruf, gebe es auch beim Bürgermeisteramt Schattenseiten. Ein Bürgermeister sollte stets ein offenes Ohr für Kritik haben, nur so könne er sich selbst und seine,
beziehungsweise die Entscheidungen des Rates, einer Selbstreflektion unterziehen.
„Das ist in den Fällen für mich unschön, in denen klar erkennbar ist, dass die Kritik ohne jedes Hintergrundwissen, überzogen gesagt, als Stammtischparole geäußert wird“, erklärt Thomas Weber.
Jeder habe das Recht, in der Verwaltung nachzufragen. Es werde über jede Sitzung des Gemeinderates, in unterschiedlichen Medien, berichtet. Darüber hinaus gebe es einmal jährlich eine
Bürgerversammlung – „es fehlt nicht an Transparenz“. Man sollte diese Möglichkeiten auch nutzen, nur so könne die Kritik auch dazu dienen, etwas konstruktiv beizutragen.
In Soyen stehen viele Projekte an. Auf die Frage, welche ihm besonders am Herzen liegen, sagt Thomas Weber, er mache sich viele Gedanken um die Weiterentwicklung der Gemeinde. Um einen Kernort
und 84 Ortsteile auf einem guten Lebensstandard zu halten, spielen viele Faktoren eine Rolle, damit sich die Bürger auch weiterhin mit der Gemeinde Soyen verbunden fühlen. Hierzu zähle unbedingt
eine angemessene und umfassende Infrastruktur für die Bedürfnisse aller Einwohner, gleich welchen Alters oder persönlicher Lebensumstände.
„Was wäre Soyen ohne die Dienstleister und Betriebe, ohne unsere Geschäfte, unsere Praxen, die Apotheke, ohne Feuerwehren, ohne Vereine, ohne Sportanlagen, ohne Bahnanschluss, ohne
funktionierende Abwasserentsorgung und ohne unsere autarke Wasserversorgung?“ verdeutlicht Weber. Dies alles sei wichtig und dürfe nicht vernachlässigt werden. Hier gelte es, weitsichtig zu sein
und zum richtigen Zeitpunkt die erforderlichen Maßnahmen zu erkennen und einzuleiten, damit die Gemeinde Soyen lebens- und liebenswert bleibe.
Angesprochen auf die Finanzlage erklärt Weber, hier verhalte es sich im Prinzip nicht anders als mit dem Geldbeutel einer Familie. „Wir müssen priorisieren, welche Maßnahmen aus Sicherheits- oder
Dringlichkeitsgründen vorgezogen werden müssen beziehungsweise was warten muss“, so Weber. Natürlich seien damit auch Projekte in der Warteschleife. Aber, es könne nur beschlossen werden, was
auch finanziert werden könne. „Wir werden uns realistischerweise zukünftig in Abhängigkeit von unseren Einnahmen zunächst auf die Erfüllung der Pflichtaufgaben beschränken müssen“, so der
Rathaus-Chef weiter. Zudem bleibe es abzuwarten, inwieweit sich die derzeitigen Fragezeichen um das Bankhaus RSA auf den Gemeindehaushalt auswirken werden.
Auch das Gemeinderatsgremium wird am 8. März neu gewählt. Die letzten sechs Jahre im Gemeinderat waren die erste Legislaturperiode in der Gemeinde Soyen mit Räten aus unterschiedlichen
Wählerlisten. Auch wenn es unterschiedliche Auffassungen und meinungsstarke Diskussionen gab, so habe man, laut Weber, ein gutes Miteinander geschaffen. Andererseits haben die unterschiedlichen
Auffassungen manche Projekte deutlich beeinflusst, Themen wurden mehrfach aufgegriffen und bereits gefasste Beschlüsse in Frage gestellt. „Das blockiert oder verlangsamt zumindest die
Entscheidungsfindungen beziehungsweise die Umsetzung.“
Allerdings dürfe die ehrenamtliche Arbeit eines Gemeinderates nicht unterschätzt werden. Sie koste nicht nur Zeit, sondern bedeute auch, Verantwortung zu übernehmen und mit Kritik umgehen zu
können. „Mein Fazit lautet daher: Gemeinsam haben wir Vieles bewegt und umgesetzt“, so Weber.
„Ideal“ für den neuen Gemeinderat wäre laut Weber eine gute Mischung aus älteren und jüngeren Bürgern, Frauen und Männern aus unterschiedlichen Berufsgruppen. Wichtig wären ein gesunder
Menschenverstand und die Fähigkeit, sich eine individuelle Meinung zu bilden und vertreten zu können, zum Wohl der Gemeinde und im Sinne der Bürger.
Die Entscheidung, nochmal zu kandidieren, war im Grunde keine Entscheidung, denn, so Thomas Weber: „Ich wäre kein guter Bürgermeister, wenn ich nicht das Bedürfnis hätte, diese
verantwortungsvolle Aufgabe bestmöglich auszuführen, sechs Jahre reichen hierzu schlichtweg nicht aus.“
Tanja Geidobler