Wenn uns die Sorgen
des Alltags die Kräfte rauben
Menschen, die berufstätig sind und Kinder großziehen, und nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause kommen, können sich nicht einfach von der Arbeit ausruhen, sondern müssen ein Essen auf den Tisch bringen, die Erlebnisse der Kinder hören, trösten oder anzuspornen, und je nach dem, bei den Hausaufgaben helfen, die abendliche Körperpflege überwachen, und vielleicht noch eine Geschichte vorlesen. Und wenn dann die Kinder im Bett sind, steht noch die Wäsche, abspülen und aufräumen an. Am wohlverdienten Wochenende muss dann die Wohnung geputzt werden, ein Besuch erwartet, und …
Manche pflegen neben Beruf und Familie einen an Demenz erkrankten Angehörigen, engagieren sich noch in einem Verein, der Pfarrgemeinde, Kleiderkammer, leisten ihren Dienst in einem Hospizverein oder …
Im Sonntagsevangelium beklagt sich Marta bei Jesus, dass ihre Schwester Maria seinen Worten lauscht und dabei ihr die ganze Arbeit allein überlässt. „Sag ihr doch, sie soll mir helfen!“ (Lk 10,38-40)
Irritierend, und nicht nur für Marta, ist die Reaktion Jesus darauf: „Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen, aber nur eins ist nötig. Maria hat die richtige Wahl getroffen. Sie hat sich für ein Gut entschieden, das ihr niemand mehr wegnehmen kann.“ (Lk 10,41-42, aus der Bibelübersetzung: Gute Nachricht Bibel 2018)
Jesus wollte Marta und auch uns nicht vor den Kopf stoßen, sondern daran erinnern, dass neben unseren alltäglichen Sorgen und Mühen es noch etwas Wichtigeres gibt, die Gesundheit unserer Seele.
So sagt Jesus im Lukasevangelium ein Kapitel früher: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt?“ (Lk 9,25)
Marta und so viele, die mit Doppel- und Dreifachbelastungen leben, sie sind im Begriff, Schaden an ihrer Seele zu nehmen.
Dazu ein nicht einfacher, aber hilfreicher Rat :
Wenn du es eilig hast, gehe langsam.
Klingt paradox, aber wer sich unter Stress und Zeitdruck bewusst mehr Zeit nimmt, und sich dem Wichtigen zuwendet, wird mehr erreichen und ein nachhaltigeres Ergebnis erzielen. Multitasking ist nachgewiesen ineffizient. Unser Gehirn ist wesentlich leistungsfähiger, wenn wir ruhig, konzentriert und erholt sind. Dies wünsche ich uns allen.
Ihr Diakon Michael Bichler