Zum Sonntag

Der Bauer hat den Weizen ausgesät.

 

Die Arbeit ist getan.

 

Das Feld liegt ruhig im Morgengrauen.

 

Nichts geschieht.

 

Ein dichter Nebel über dem Boden

 

kündet noch von der vergangen Nacht.

 

Da bricht die Erde plötzlich auf.

 

Ein grüner Halm sprießt hervor.

 

Es ist das Weizenkorn.

 

Was hat es die ganze Zeit gemacht?

 

Es hat seine Wurzeln weit in die Tiefe gestreckt.

 

Es hat die Dunkelheit der Erde überwunden.

 

Es hat sich bereit gemacht,

 

für einen neuen Morgen,

 

für einen neuen Anfang.

 

 

 

Auch wir könnten das erleben.

 

Nach einem arbeitsreichen Tag.

 

Nach einer anstrengenden Prüfung

 

Nach einer kräftezehrenden Betreuung.

 

Nach …

 

 

 

Doch meist ist unser Kopf noch voll von Eindrücken, Erinnerungen und Gefühlen.

 

Längst haben wir schon eine Liste gemacht, mit all dem, was noch zu erledigen ist.

 

Dabei würden wir uns doch so sehr nach Ruhe und Stille sehnen.

 

Die Angst davor, nicht mehr der Aktive zu sein und nichts tun zu können, bremsen mich davor.  

 

Irgendwie ist uns die Ruhe und Stille unheimlich.

 

Wollen wir sie verdrängen oder kommen lassen?

 

Trauen wir doch dem Gleichnis vom Weizenkorn.

 

Diakon Michael Bichler