Zum Sonntag

 

Im Evangelium des kommenden Sonntages (Mk 3,20-35) begegnen Jesus zwei Gruppen von Menschen und haben eine ganz genaue Vorstellung davon, wie er sein soll und wie er nicht sein soll. Das sind zu einen die Schriftgelehrten und die Pharisäer, die fest in ihrem jüdischen Glauben verwurzelt sind. Für sie kann es nicht sein, das ein sozusagen dahergelaufener Rabbi Menschen heilt, Dämonen austreibt und das dann auch noch im Namen Gottes tut. Sie sind fest davon überzeugt, dass es sich bei Jesus um einen Gotteslästerer handelt. Deshalb unterstellen sie ihm, dass er die Dämonen im Namen Beelzebuls austreibt(das ist ein verballhornter Name für den Gott der Philister namens Baal Zebul). Jesus aber erklärt ihnen, dass es gar nicht sein kann, dass Böses mit Bösem ausgetrieben werden kann.
Die zweite Gruppe, die ein festes Bild von Jesus hat, das ist seine Familie. Darunter ist nicht die bürgerliche Familie in unserem heutigen Sinne zu verstehen, sondern eher der Familien-Clan, den es zur damaligen Zeit in Palästina gegeben hat, und in dem jeder seine Rolle zu spielen hatte. Jesus aber hatte sich diesem Rollenverständnis nicht gefügt, sondern war ausgerissen. Nach 40 Tagen in der Wüste hatte er sich von Johannes taufen lassen und verkündete jetzt die neue Lehre vom Reich Gottes durch Worte und Wundertaten. Das konnte die Familie so nicht tolerieren und wollte ihn daher zurückholen nach Nazareth. Dann kommt die entscheidende Wende in diesem Evangelientext(Mk 3, 34-35): Jesus erklärt, wer die Menschen in seiner Nähe für ihn sind( zu denen gehören auch wir als Christen): seine Brüder, seine Schwestern, seine Familie.
Familie ist für ihn nicht mehr der Clan seiner Herkunft, sondern die Menschen, die mit ihm auf dem Weg sind und seiner Botschaft folgen wollen. Nicht mehr Knechte nennt er uns, sondern Freunde, seine Brüder und Schwestern.
Wir haben den gemeinsamen Vater: Gott.
Und wir sind aufgefordert, auch geschwisterlich miteinander umzugehen.

Franz Xaver Finkenzeller